Leseprobe aus:
illustriert von Iris Hardt
Ravensburger 2001
Vampirschloss Auf
Zehenspitzen schleicht Mirjam durch das denn so einen Blödsinn?«, erwidert er grinsend. Mirjam holt aus und schleudert dem Vampir den Knoblauchzopf um die Ohren. Er wendet sich ab und hebt schützend die Hände vors Gesicht. Mirjam nutzt die Gelegenheit und flitzt an ihm vorbei zur Tür hinaus. Sie rast die Treppen hinauf und versteckt sich im nächstbesten Zimmer. Diesmal ist sie in einem Schlafzimmer gelandet. Eine dicke, muffige Daunendecke mit kariertem Überzug liegt auf dem Bett. Direkt über dem Kopf- kissen hängt ein Holzkreuz. Mirjam klettert aufs Bett, nimmt das Kreuz von der Wand und hält es vor sich. Vampire hassen Kreuze. Sie können nicht an ihnen vorbei. Das weiß Mirjam aus Filmen. Endlich fühlt sie sich sicher. Mit dem Holzkreuz in der Hand hat sie nichts mehr zu befürchten. Sie schleicht zur Tür, öffnet sie einen Spalt und schaut hinaus. In der Dunkelheit kann sie nichts erkennen. Ob sich der Vampir nun doch freiwillig verkrümelt hat? Vielleicht ist er müde geworden und hat sich in seinen Sarg zurückgezogen. Plötzlich fühlt sie eine Hand auf ihrer Schulter. »Suchst du jemanden?«, fragt der Vampir hinter ihr. Mirjam entfährt ein gellender Schrei. Wie kommt der Kerl plötzlich hinter sie? Sie windet sich aus seinem Griff, reißt das Kreuz hoch und weicht um einige Schritte zurück. Mit ausgestreckten Armen hält sie es ihm entgegen. Was dann passiert, kann sie einfach nicht glauben. Genauso wenig, wie sich der Vampir vom Knoblauch abschrecken ließ, scheint er sich über das Kreuz aufzuregen. Wieder zeigt er breit grinsend seine Zähne. Er schüttelt den Kopf. »Es ist wirklich nicht zu fassen, was sich die Menschen für Märchen über Vampire ausdenken«, sagt er mitleidig. Ganz langsam geht er auf Mirjam zu, die inzwischen ängstlich in einer Ecke kauert. Sie sieht keinen Ausweg mehr. Gleich wird der Vampir sie packen und ihr in den Hals beißen. Schon beugt er sich mit geöffnetem Mund über sein Opfer. Im letzten Augenblick reißt Mirjam das Kreuz in die Höhe. Ihr Gegenüber beißt kraftvoll zu. Es knirscht. Mirjam braucht einen Augenblick, um zu begreifen, dass es nicht ihr Hals ist, den der Vampir erwischt hat. Entsetzt starrt er sie an. Mirjam krabbelt auf allen Vieren davon. »Ning chochock gach Ging wech«, nuschelt der Vampir. Er zerrt mit aller Kraft an dem Kreuz, das fest auf seinen Eckzähnen steckt. »Nimm das Ding doch selber weg«, sagt Mirjam. »Ich hoffe, du schaffst es nie.« Kaum hat sie sich abgewendet, um den fiesen Vampir hinter sich zu lassen, spürt sie erneut eine Hand auf ihrer Schulter. »Nein!« Mirjam schlägt voller Panik mit beiden Armen um sich. ... Wird
sich Mirjam retten können? bei Ravensburger erschienen:
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