Leseprobe

aus: DETEKTIVGESCHICHTEN  
Ravensburger 2002;

illustriert von Wilfried Gebhard

Spionageauftrag

... Vorsichtig träufelt sie ein paar Tropfen Öl auf 
den Bart des Schlüssels und gibt auch ein wenig 
Öl ins Schlüsselloch. Sie lässt das Kännchen in 
ihre Jackentasche gleiten, führt den Schlüssel 
geräuschlos ins Loch und dreht ihn um. Ein leises 
Klicken. Mehr nicht. Sie drückt die Klinke. Halt! 
Beinahe hätte sie die Scharniere vergessen. 
Wie alles in diesem alten Haus, quietschen auch 
die Scharniere ganz fürchterlich. Sie holt das 
Ölkännchen noch einmal hervor. Drei Tropfen Öl 
oben, drei Tropfen Öl unten, schon gibt die Tür 
keinen Ton mehr von sich. 
Ein Frösteln huscht Wiebke über den Rücken, als 
ihr die kühle Speicherluft entgegenschlägt. Aber  
die erste Hürde ist genommen. 
Und nun zur nächsten Herausforderung. Die 
knarrenden Dielenbretter.  Aber auch darauf ist 
Wiebke vorbereitet. Sie zieht einen Zettel aus der 
Tasche. Im Licht der Taschenlampe liest sie, was 
sie sich bei ihrem letzten Erkundungsgang notiert 
hat. Vorsichtig setzt sie einen Fuß vor den andern.  
Die erste Diele knarrt - Nummer zwei knarrt nicht 
- drei auch nicht - vier dagegen knarrt wieder - 
fünf nicht - sechs nicht ... Wiebke hat alles fein 
säuberlich aufgeschrieben. Im Strahl der Taschen- 
lampe pendelt ihr Blick zwischen Zettel und Boden 
hin und her. Noch sieben Dielen, dann ist sie am 
Ziel. Knarrt nicht - knarrt - knarrt nicht. Dann ein 
großer Schritt, die nächsten drei knarren nämlich 
alle. Endlich hat Wiebke ihr Ziel erreicht. Sie atmet 
tief durch, hebt den Kopf. 
Nein! 
Der alte Schrank, in dem ihre Großeltern Jahr 
für Jahr die Weihnachtspäckchen verstecken, ist 
verschwunden! 
Wiebke lässt den Lichtstrahl der Taschenlampe 
über den Speicher schweifen. Nichts. Der Schrank 
wurde nicht einfach woanders hingestellt, er ist 
weg. 
Enttäuscht geht Wiebke wieder nach unten. Ob 
etwas quietscht oder knarrt, ist ihr jetzt völlig egal. 
Oma streckt den Kopf aus dem Zimmer. »Wiebke, 
du schläfst ja noch gar nicht, Liebes. Suchst du 
was?« 
»Ach wo, war nur auf'm Klo«, antwortet Wiebke 
und huscht zurück ins Gästezimmer. 
So ein Pech aber auch. Es ist das erste Mal, dass 
Wiebke nicht herausbekommen hat, wo ihre 
Großeltern die Weihnachtspäckchen versteckt 
haben.   


bei Ravensburger erschienen:

Ill.: Wilfried Gebhard Ill.: Iris Hardt
Buch bestellen; Euro 7,50 Buch bestellen; Euro 7,50
ISBN 3-473-34458-3 ISBN 3-473-34455-9

 

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